Lieber Tristan,
es ist jetzt ca. 16 Jahre her. Ich habe Tim aus dem Kindergarten abgeholt und er hat sich auf mich gestürzt und sofort erzählt: „Heute ist ein neuer Junge in den Kindergarten gekommen. Er hat geweint, weil die Mami weggegangen ist. Ich hab ihm alles gezeigt und hab ihm erzählt, dass die Mamis wirklich nachher wiederkommen. Da hat er gelacht und wir haben gespielt. Er ist voll nett. Das ist jetzt mein Freund.“ Meine Frage („wie heißt er denn“) wurde mit Achselzucken beantwortet. „ist doch egal, er ist nett und er ist mein Freund.“ Und so blieb es dann auch über eure gesamte Kindergarten- und Schulzeit. Als Tim den Kindergarten verließ, hat er dir die Verantwortung für das Jungs-Team übergeben. Ihr wart beim gleichen Gitarrenlehrer, habt die gleichen Parties besucht und im Park gekickt. Einmal rief abends dein Papa bei uns an und fragte, ob Tim eigentlich vom Fussball spielen zurück ist. Nein, war er nicht. Auf gut Glück sind wir mal in den Park gefahren und haben euch am Fussballkäfig gesucht. Ihr habt in einem Baum gesessen, Pommes gegessen, geredet und die Zeit vergessen. Man wünscht seinen Kindern immer Freunde, die sie durch die Kindheit begleiten. Ihr beide wart ein tolles Team. Eine Jungs-Freundschaft, wie man sie sich vorstellt. Immer für einander da.
Die Nachricht von Deinem Unfall hat uns sehr betroffen. Das Bild, wie du mit dem Rucksack im Flur eurer Wohnung stehst und dich auf das Abenteuer Australien freust, geht unter die Haut. Es zeigt die Lebensfreude und das Interesse an neuen Abenteuern. Das hat dich ausgezeichnet. Diese Erinnerungen an dich werden diese schreckliche Zeit überdauern.
Tanja, Axel, Tim, Lici und Celine.